A4. Datenaufzeichnung
Voraussetzungen: Modul A1 und A2 (oder eine Vorstellung vom Einstieg in die Familienforschung).
Ziel: Grundkenntnisse zum Aufzeichnen von genealogischen Daten.
Folien des Moduls zum Download in der jeweils aktuellen Fassung.
Gliederung
1. Textlösungen
1.1 Aufzeichnungstechniken
1.2 Formulare
2. Allgemeines zu Genealogiesoftware
2.1 Aufgaben
2.2 Umsetzung
2.3 Probleme
2.4 Prüfschema
3.* Weltstammbäume
3.1* Typen von Stammbäumen
3.2* Vorteile und Nachteile
1. Textlösungen
1.1 Aufzeichnungstechniken
Zum Aufzeichnen von genealogischen Daten existieren verschiedene Techniken. Bereits historisch ist die Aufzeichnung auf Papier, die auf einfachen Blättern oder Karteikarten oder auf Vordrucken (Formulare) erfolgt. Neben diesen textbasierten Techniken steht die datenbankbasierte Genealogiesoftware. Sie soll hier in Genealogieprogramme und in Internetportale unterschieden werden. Erstere existieren als desktopbasierte Lösungen (betriebssystembetriebene, lokale Programme) oder als webbasierte Lösungen (browserbetriebene Programme auf einem eigenen Server). Bei beiden sind gewisse individuelle Einstellungen möglich. Bei den Portalen hingegen ist die Software (Software as a Service = SaaS) fest integriert und nur wenig beeinflussbar. Bei einigen Programmen werden auch zusätzliche Apps angeboten, die parallel auf Tablets nutzbar sind.
1.2 Formulare
Vordrucke (Formulare) haben den Vorteil, dass Lücken sofort erkennbar sind. Die entsprechenden Zwecke können auch mit Dateien einer Office-Software oder editierbaren Formularen erreicht werden. Die Nutzung von Formularen ist nicht auf die Einstiegsphase oder die Phase bis zur Entscheidung für einer Genealogiesoftware oder für den Offline-Betrieb beschränkt. Ausgefüllte Schmucktafeln werden gerne als Wanddekoration eingesetzt und verschenkt.
Links auf den Folien:
- Datei AhnentafelFamilienblatt als Excel-Datei
- Datei Ahnentafelblatt als PDF-Datei
- Datei Familienblatt als PDF-Datei
Weitere Links zum Thema:
- Seite Vorlagen zur Erfassung genealogischer Daten in GenWiki
- Seite Ahnenforschung-Vordrucke auf „Welt der Vorfahren“
- Seite Vorlagen auf „die Familienforscher“
2. Allgemeines zu Genealogiesoftware
2.1 Aufgaben
Welche Aufgaben hat eine Genealogiesoftware? Ihr Kern ist eine Datenbank mit Feldern zum Speichern von genealogischen Daten, wie ein Schrank mit vielen Schubladen. Entsprechend können Sie genealogische Daten eingeben, speichern, durchsuchen und ausgeben, letzteres beispielsweise auf dem Bildschirm, als PDF-Datei oder direkt im Internet. Bei der Angabe von Quellen (siehe Modul A1, Abschnitt 2.2 Quellen angeben) sind schon Unterschiede denkbar. Wünschenswert ist die Möglichkeit, für jedes Feld eine Quelle angeben zu können. Oft gibt es für eine Person nur eine summarische Auflistung der Quellen, und manchmal ist ein Freitext eingebbar. Manche Programme haben eine zentrale Quellenverwaltung, bei anderen besteht zwischen den Quellenangaben keine Verknüpfung.
Irgendwann kommt auch der Moment, dass Sie Daten zwischen unterschiedlichen Programmen austauschen wollen. Dafür braucht die Genealogiesoftware eine Schnittstelle für Import und Export. Im Prinzip ist diese Aufgabe bereits gelöst durch das Dateiformat GEDCOM, ein sehr verbreiteter „Standard“ in Genealogie-Programmen. Auf Probleme kommen wir im übernächsten Abschnitt zu sprechen.
Links auf den Folien:
- Seite GEDCOM-Tags in GenWiki
- Seite GEDCOM 5.5.1 in GenWiki
Weitere Links zum Thema:
- Modul A1, Abschnitt 2.2 Quellen angeben
2.2 Umsetzung
Für die Umsetzung der genannten Aufgaben einer Genealogiesoftware wurden sehr viele Lösungen entwickelt. Allein die Liste in GenWiki kennt etwa einhundert Positionen. Viele davon werden in eigenen Seiten in GenWiki abgehandelt. In der Zeitschrift „Computergenealogie“ und dem Magazin „Familienforschung“ erscheinen in gewissen zeitlichen Abständen Nutzerumfragen und Berichte zu Genealogieprogrammen.
Links auf den Folien:
- Seite Liste der Genealogieprogramme in GenWiki
- Magazin Familienforschung in GenWiki
- Zeitschrift Computergenealogie in GenWiki
- Internetportal WikiTree in GenWiki (www.wikitree.com)
- Internetportal FamilySearch in GenWiki
- Internetportale Ancestry und Geneanet in GenWiki
- Internetportal MyHeritage in GenWiki
Weitere Links zum Thema:
- Youtube-Video Ahnenblatt - Der Eingabedialog (Impulsvortrag 1 auf Genealogica 2021)
- Seite Stammbaumdrucker Anleitung
- Vortrag Das Genealogieprogramm TNG von Andrea Dettling, AK Herrenberg 11.6.2015
2.3 Probleme
In der Praxis treten Schwächen und Probleme mit Genealogiesoftware auf. Kein Programm ist eine eierlegende Wollmilchsau, alle haben Stärken und Schwächen. Manche Schwächen sind allenfalls unbefriedigend, wenn beispielsweise die Daten aus einer Quelle nicht zu den Eingabefeldern passen und trotzdem in diese „Schubladen“ gepresst werden müssen, oder wenn die Ausdrucke nicht für Familientreffen geeignet sind, oder wenn die Quellenverwaltung eher stiefmütterlich behandelt wird. Folgenreicher ist, wenn die Software beispielsweise die Eingabe unbelegter Daten erzwingt, die später einmal weiter gegeben werden.
Als großes Problem stellt sich heraus, dass der GEDCOM-„Standard“ von vielen Programmierern eigenwillig ausgelegt wird. Zudem ist der GEDCOM-„Standard“ 7 nicht abwärtskompatibel zu 5.5.1, weil einige Tags umdefiniert wurden. Als Folge davon ist dann der Datenaustausch zwischen solchen Genealogieprogrammen nicht fehlerfrei. Ein Wechsel des Genealogieprogramms ist mit viel Nacharbeiten verbunden. Das Risiko, dass ein solcher Wechsel notwendig wird, steigt bei Programmen, die schon länger auf dem Markt sind, und bei denen die Einstellung des Supports droht.
Bei manchen Internetportalen ist eine „suggestive Software“ implementiert, die ständig Personen oder Quellen zur Einbindung vorschlägt, ohne dass der Zusammenhang auf die Schnelle verifizierbar ist. Oft fehlt es an einer Plausibilitätsprüfung, beispielsweise beim Ortsmanagement, wenn ein unzutreffender Ort für das Ereignis vorgeschlagen wird, ohne die Entfernung zweier Orte oder die Gleichnamigkeit zweier Orte zu beachten. Die so eingebauten „alternativen Fakten“ ergeben aber keine „genealogische Wahrheit“ (Zitat aus: „Johann Christoph Gatterers Abriß der Genealogie“, § 32. Göttingen 1788), sondern unbrauchbare Stammbäume in einer „virtual reality“.
Ebenso ein Problem bei manchen Internetportalen ist, dass zu vorhandenen Quellen - wegen Unkenntnis oder mangelnder Übung mit der deutschen Schrift - fehlerhafte Indizes erstellt wurden (siehe Modul A3 Abschnitt 2.4), und aus dem gleichen Grund die Nutzer eher diese fehlerhaften Indizes als die Quellen verwenden. Auf der Betreiberseite wurde die Fehlerkorrektur - zumindest bisher - eher zögerlich behandelt. Dafür maßen sich inkompetente Nutzer an, mit den fehlerhaften Indizes „Fehlerkorrekturen“ an korrekten Daten vorzunehmen.
Schließlich ist noch zu bedenken, dass kommerzielle Portale die Forschungsergebnisse ihrer Nutzer an die anderen Nutzer weiterverkaufen, d.h. sie verdienen am Upload und am Download.
2.4 Prüfschema
Drum prüfe wer sich ewig bindet
Friedrich Schiller: Das Lied von der Glocke. 1799.
Damit Sie sich für eine Genealogiesoftware entscheiden können, ist ein Prüfschema mit Blick auf die eigenen Bedürfnisse hilfreich:
- Daten sammeln, speichern und gegebenenfalls ausgeben
- für sich selbst? Dann ist eine Textlösung oder ein desktopbasiertes Genealogieprogramm sinnvoll.
- für die engere Familie? Dann ist eine ansprechende Darstellung zur Weitergabe wichtig, für stärker Interessierte eine Niederschwelligkeit des Zugangs.
- für den Austausch mit anderen Forschern? Dann steht der Import/Export im Fokus. In Frage kommt auch ein webbasiertes Genealogieprogramm oder ein Internetportal.
- für Publikationen? Dann genügt eine Textlösung. Alternativ ist ein Internetportal als Publikationsplattform denkbar.
- Eigene technische Rahmenbedingungen
- Wollen Sie von zu Hause aus arbeiten oder gegebenfalls auch mobil?
- Mit welchem Betriebssystem arbeiten Sie?
- Eigene Ansprüche an die Genealogiesoftware
- Sind die Kosten für den Kauf oder das Abonnement akzeptabel?
- Passen die Daten-Felder („Schubladen“) zu den normalerweise von Ihnen benutzten Quellen?
- Sind die Darstellungsmöglichkeiten akzeptabel?
- Wie hoch sind die Hürden für einen Wechsel der Genealogiesoftware?
- Support für die favorisierte Genealogiesoftware
- Sind der Entwickler und der Support noch vorhanden?
- Sind Ihnen andere Nutzer bekannt?
Wenn Sie Antworten zusammenstellen, gegebenenfalls noch gewichten, finden Sie hoffentlich die passende Genealogiesoftware - vielleicht.
3.* Weltstammbäume
3.1* Typen von Stammbäumen
Stammbäume (family trees) lassen sich in zwei Typen unterteilen. Individuelle Stammbäume sind der Regelfall für desktopbasierte Genealogieprogramme, webbasierte Genealogie-Programme, bei der CompGen-Datenbank GEDBAS und den Internetportalen Ancestry und Geneanet sowie MyHeritage, wobei Verknüpfungen möglich sind. Weltstammbäume, bei denen eine Verknüpfung aller Personen angestrebt wird, sind der Regelfall für die Internetportale WikiTree (collaborative family tree), FamilySearch (FamilySearch Family Tree) und Geni (Welt-Familien-Stammbaum).
Links auf den Folien:
- CompGen-Datenbank GEDBAS
- Internetportale Ancestry und Geneanet in GenWiki
- Internetportal MyHeritage in GenWiki
- Internetportal WikiTree in GenWiki
- Internetportal FamilySearch in GenWiki
3.2* Vorteile und Nachteile
Datenbanken mit (vielen) individuellen Stammbäume haben den Vorteil, dass die eigenen Daten gesichert sind und dass eine klare Verantwortlichkeit für die Richtigkeit der Daten besteht. Ihre Nachteile sind, dass mehrere Profile der gleichen Person möglich sind, schlimmstenfalls mit unterschiedlichen Daten, und bei Massenahnen mit auch massenhaften Profilen, und dass Fehler ohne Einwilligung des Profil-Erstellers auf ewig konserviert sind.
Weltstammbäume haben den Vorteil, dass Profile für jede Person maximal einmal vorhanden sind (in der Theorie), dass für jede Person eine Zusammenführung aller Quellen möglich ist, und dass Fehler von jedem korrigierbar sind. Der letztgenannte Vorteil ist ambivalent. Die Nachteile eines Weltstammbaums sind, dass Profile von jedem zu ändern sind, und dass Selbstdisziplin notwendig ist.
Links auf den Folien:
- Seite Honor Code bei WikiTree
- Internetportal WikiTree in GenWiki