Reinhold Scholl
1878 - 1966
Eugen Reinhold Scholl, Jurist und Genealoge, 1909 Oberregierungsassessor im Württembergischen Staatsministerium und Geheimen Rat, 1914 Oberamtmann im Innenministerium, 1918 Oberamtsvorstand in Rottenburg a.N., 1919 Regierungsrat im Ministerium des Innern, 1920 Syndikus der Landesversicherungsbank Stuttgart, 1925 Oberregierungsrat im Innenministerium, 1926 Ministerialrat, 1931 Präsident des Württembergischen Oberversicherungsamtes in Stuttgart, 1934 in den Ruhestand versetzt,
* Langenburg 18.8.1878, † Stuttgart-Sillenbuch 28.6.1966; S.d. Walter Scholl, Domänenrat in Langenburg, u.d. Lucie Faber;
oo Stuttgart 10.5.1910 Luise Happold (*Feuerbach 5.1.1892, † 23.5.1973; T.d. August Happold, Fabrikant in Feuerbach, u.d. Auguste Horadam);
Bundesverdienstkreuz (1954) für 30jährige Vorstandsschaft.
Mitglied: 1920 - 1966 (Gründungsmitglied) ♦ Vorsitzender: (1924), 1925 - 1955 ♦ Ehren-Vorsitzender: 29.1.1955
In Langenburg als Sohn des Domänenrats Walter Scholl und Lucie geb. Faber geboren, studierte er in Tübingen, Leipzig und Berlin Rechtswissenschaft. An den juristischen Vorbereitungsdienst schloß sich eine wissenschaftliche Reise nach Ceylon, Vorderindien und Ägypten an.
Seine Laufbahn im württembergischen Staatsdienst begann er am Amtsgericht Balingen, war danach im Württembergischen Ministerium des Innern, zuletzt als Ministerialrat, bis 1926 tätig, wurde dann Vorstand des Oberversicherungsamtes in Stuttgart und hatte diese Stelle als dessen Präsident bis 1934 inne. Nach der vorzeitigen Zurruhesetzung war er Mitgründer und Mitarbeiter der Hauptstelle für ausländische Sippenkunde im Deutschen Auslandsinstitut bis 1939.
Sein Wirken in unserem Verein seit dessen Gründung bis zu seinem Lebensende ist im Geleitwort unseres Vorsitzenden dargelegt und gewürdigt. Hier sei besonders hervorgehoben, daß ihm in Anerkennung seiner Verdienste um die Genealogie 1954 vom Bundespräsidenten das Verdienstkreuz Erster Klasse des Bundesverdienstordens verliehen wurde.
Unter seinen zahlreichen genealogischen Veröffentlichungen seien besonders erwähnt: Die Bildnissammlung der Universität Tübingen 1477-1927; Die Familie Fahr in Gottmadingen (1938). An der Neuherausgabe von Fabers württ. Familienstiftungen durch unseren Verein war er maßgeblich beteiligt.
Ihm, der seit 1. Januar 1931 Präsident des Württembergischen Oberversicherungsamtes ist, wird im Oktober 1933 mitgeteilt, dass er wegen "nationaler Unzuverlässigkeit" entlassen werden solle. Er bevorzugt, einen Antrag auf Pensionierung zu stellen, die auf den 31. März 1934 erfolgt.
Seine Mitarbeit in der Hauptstelle für auslandsdeutsche Sippenkunde im Deutschen Auslands-Institut, deren Gründung am 22. März 1934 beschlossen wird, wird vom Reichsstatthalter Wilhelm Murr mit der Auflage genehmigt, dass "diese Tätigkeit ehrenamtlich (ohne Bezahlung) erfolgt". In einem Brief an Ludwig Finckh beklagt sich Reinhold Scholl, "dass unser Reichsstatthalter aus politischen Gründen (!) scharf gegen mich eingestellt sei". Am 15. Dezember 1934 kann Reinhold Scholl seine Tätigkeit als "Hilfsarbeiter" im Deutschen Auslands-Institut (DAI) aufnehmen.
Er arbeitet im DAI fast fünf Jahre, kündigt jedoch zum 31.08.1939 [...]. Im August 1939 stellt er einen Antrag auf Aufnahme in die NSDAP [...], wird am 01.02.1940 Parteigenosse [,,,] und kann dann ab 04.04.1940 im Württembergischen Innenministerium arbeiten [...]. Am 21.03.1945 erklärt er gegenüber seiner Ortsgruppe den Parteiaustritt [...]. Die Spruchkammer stuft ihn am 15.07.1947 als Mitläufer ein mit einem Sühnebetrag von RM 100,- [...].
- Quellen:
(1) Text aus: 50 Jahre Familienforschung in Südwestdeutschland, Festschrift zum 50jährigen Bestehen des Vereins für Familien- und Wappenkunde in Württemberg und Baden e.V., Herausgegeben im Auftrag des Vereins von Gustav Hahn, Selbstverlag des Vereins. Stuttgart 1970, S. 14
(2) Wolfgang Weisser, 90 Jahre Verein für Familien- und Wappenkunde in Württemberg und Baden - ein Streifzug durch die Vereinsgeschichte, in: SWDB Bd. 29 (2011), S. 7-19.
(3) Nachtrag zu Ferd. Friedr. Fabers Württembergischen Familien-Stiftungen. [...], Drittes Heft, [...] enthaltend 129.: Schollsche Stiftung in Urach, Aegis-Verlag Ulm, 1964, § 68, mit Nachtragsblatt.
(4) Karte 'Scholl Eugen Reinhold 1878' vom 15.9.1921 aus Bestand Vereinsarchiv K40/11b
(5) Thomas Held, Aus den Vereinsakten 1920 bis 2020, Digitale Beilage zu Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde, Band 38 (2020), S. 39ff., in: swdb38-01.vfkbw.de
Verweise:
(a) SWDB Bd. 10, S. 333 (Jahrgang 7, Heft 2, Juni 1955) - Ernennung zum Ehrenvorsitzenden
(b) Dr. Julius Kümmerlen, Zum 70. Geburtstag, in Mitteilungsblatt vom August 1948.
(c) Walter Gress, ..., in: Schwäbische Heimat 1958, S.191.
(d) Zum 80. Geburtstag in SWDB Bd. 10, S. 525.
(e) Nachruf Reinhold Scholl, in: SWDB Bd. 12, Heft 3 S. 69-70.
(f) Nachruf Reinhold Scholl, in: Genealogie, 1966, S.277
(g) Nachruf Reinhold Scholl, in: Archiv für Sippenforschung 199, S.609
(h) Spruchkammerakte Reinhold Scholl, Staatsarchiv Ludwigsburg EL 902/20 Bü. 94333