Dr. Johannes Hohlfeld
1888 - 1950
Dr. Hermann Edmund Johannes Hohlfeld, Historiker, Geschäftsführer der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte 1924-1950,
* Reichenbrand bei Chemnitz 1.1.1888, † Leipzig 21.4.1950; S.d. Richard Johannes Hohlfeld, Diakon, u.d. Ida Kathinka Meißner;
oo 4.5.1914 Margareta Sophia Busch (T.d. Ernst Otto Busch, Drogenhandlungs-Besitzer und Stadtrat in Döbeln, u,d. Amanda Maria Dathe), ein Kind.
Mitglied auf Gegenseitigkeit mit der 'Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte ♦ Ehrenmitglied: 1947
Johannes Hohlfeld wurde als Sohn des Diakons Richard Johannes Hohlfeld und dessen Ehefrau Ida Kathinka, geb. Meißner geboren. Nach dessen Geburt zog die Familie im Jahre 1888 nach Elstertrebnitz, wo der Vater eine Stelle als Pfarrer bekam, welche er bis 1912 innehatte. Johannes Hohlfeld besuchte von 1899 bis 1907 das König-Albert-Gymnasium in Leipzig und studierte ab 1908 an der Universität Leipzig und in Wien Geschichtswissenschaften, Germanische und Klassische Philologie und promovierte 1911 zum Thema "Stadtrechnungen als historische Quellen. Ein Beitrag zur Quellenkunde des ausgehenden Mittelalters. Dargelegt an dem Beispiele der Pegauer Stadtrechnungen des 14./15. Jahrhunderts".
Am 1. Januar 1912 wurde er Assistent der "Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte" in Leipzig, der er von 1924 bis zu seinem Tode 1950 als Geschäftsführer vorstand. Noch heute besteht diese Einrichtung als Deutsche Zentralstelle für Genealogie. Zudem war er Mitarbeiter des Leipziger Verlages Bibliographisches Institut, dessen Festschrift zum hundertjährigen Bestehen er 1926 verfasste.
Unter den schwierigen Bedingungen einer verflachenden "Sippenforschung" der Nationalsozialisten hielt Johannes Hohlfeld an einer wissenschaftlichen Genealogie fest[1]. Das Reichssippenamt legte eine Akte über "Zweifel an der nationalsozialistischen Gesinnung von Dr. Johannes Hohlfeld" an. Das NS-Regime unterband 1934 die Neuauflage seiner missliebigen "Deutschen Reichsgeschichte in Dokumenten".
Nach einer kurzen Pause schwenkte Hohlfeld um und biederte sich bei den Nazis an. Als Beweis sei hier ein zeitgenössisches Dokument zitiert:[2]
Hohlfeld, der noch im Herbst des Jahres 1932 im staatsparteilichen Lager stand, hat, der Konjunktur der nationalsozialistischen Revolution Rechnung tragend, die er »mit heißem Herzen miterlebte« (Bd. 3, S. V), in dem unter dem Pseudonym: 'Johann von Reichenbrand' erschienenen Werke: »Zwanzig Jahre deutsches Ringen« <1932> eine deutsche Geschichte von 1914 bis 1933 geschrieben. Hier erfährt indessen die NSDAP eine wesentlich andere Beurteilung als in seiner »Geschichte des Deutschen Reiches« (1926), wo er ihr »eine rein negative, ätzende Kritik alles Bestehenden, einen gedankenarmen Antisemitismus« vorwarf (S. 751). Jetzt ist aus dem »zugewanderten österreichischen Demagogen Adolf Hitler« der »geschichtlich berufene Führer des neuen Deutschlands« (S. 244) geworden. Wenn Hohlfeld in der Einleitung (S. VII) den Geschichtsschreiber »einen rückwärts gewendeten Propheten« nennt, so kann das aber keinesfalls bedeuten, daß die Beurteilung historischer Ereignisse wie hier von Konjunkturgesichtspunkten aus erfolgen darf.
Fußnoten:
[1] Das Überleben von Hohlfeld als Geschäftsführer der Zentralstelle in den Jahren 1933–1939. In: Volkmar Weiss: Vorgeschichte und Folgen des arischen Ahnenpasses: Zur Geschichte der Genealogie im 20. Jahrhundert. Arnshaugk, Neustadt an der Orla 2013, S. 192–212 (zitiert nach wikipedia)
[2] Hans Volz: Vom Umsturz zur nationalsozialistischen Revolution. 1918–1933. In: Jahresberichte für deutsche Geschichte. Bd. 9/10, 1933/1934 (1936), S. 365–392, speziell S. 372 (zitiert nach wikipedia)
Quellen:
(1) Bild von http://www.lgg-leipzig.de/info-johannes-hohlfeld.asp
(2) Text aus: Seite „Johannes Hohlfeld“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 23. Juni 2019, 12:33 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Johannes_Hohlfeld&oldid=189797059 (Abgerufen: 6. September 2019, 07:25 UTC)
Verweise:
(a) Leipziger Genealogische Gesellschaft e.V., Zusammenfassung zum Vortrag am 12.04.2000 zum 50. Todestag von Dr. Johannes Hohlfeld [online]